FR 20.11.2015 im Haus der Europäischen Union (Wipplingerstraße 35, 1010 Wien) und SA 21.11.2015 im Otto-Mauer-Zentrum (Währinger Str. 2-4, 1090 Wien)
FR 20.11.2015 18 Uhr: EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn; Vize-Präsidentin des EU-Parlaments Ulrike Lunacek; ORF Korrespondent Paul Lendvai;
SA 21.11.2015 ab 9 Uhr: Stephan Schulmeister (WIFO); Mohamed Bassam Kabbani (Islam- und Religionswissenschafter); Cornelius Hell (Publizist); Rainer Münz (Bevölkerungswissenschafter, Berater des EU-Kommissionspräsidenten); Regina Polak (Pastoraltheologin);
Podium mit: Anneliese Rohrer (Journalistin) – Michael Kuhn (Gen. Sek. der europäischen Bischofskonferenzen in Brüssel) – Filip Radunovic (Projektmanager für das Europa Programm der Erste Stiftung)
Zum Hintergrund
Seit über 60 Jahren wächst in Europa ein historisch einzigartiges Projekt heran: die Europäische Union. Gründungsidee und Ziel der jahrzehntelangen Bemühungen um versöhnte Verschiedenheit ist die Überwindung der Idee der Nationalstaatlichkeit und ihrer abgrenzenden Identitäten hin zu einer supranationalen Demokratie, die sensibel für unterschiedliche kulturelle Prägungen ist und langfristig den Frieden sichert.
2015 wird wichtiger historischer Ereignisse in der europäischen Geschichte gedacht: Der Wiener Kongress 1815 versuchte den Frieden zu sichern durch ein Machtgleichgewicht starker Nationen in Europa und der von ihr kolonialisierten Welt. Das endgültige Scheitern dieser Idee markiert der Ausgang des zweiten Weltkrieges 1945, der das damalige Europa als Trümmerfeld zurückließ und die kolonialistische Dominanz Europas in der Welt brach.
Vom Nullpunkt der europäischen Geschichte, dessen Chiffre der Ort Auschwitz geworden war, entstand die Vision eines geeinten Europa, das den Nationalismus sukzessive überwinden wollte.
Bei allen unbestreitbaren Erfolgen, die trotz verschiedener Rückschläge erzielt werden konnten, ist das Projekt der europäischen Einigung gegenwärtig auf verschiedenen Ebenen angefragt:
Politisch durch ein Wiederstarken nationaler Denkfiguren, wirtschaftlich durch die wachsende soziale Ungleichheit und Perspektivenlosigkeit ganzer Bevölkerungsschichten innerhalb der europäischen Gesellschaften, demographisch aufgrund der niedrigen Geburtenrate und kompensatorisch notwendige Immigration, kulturell durch die Begegnung unterschiedlichster Kulturen, Weltanschauungen und Religionen, die neben Bereicherungen auch Konflikte und diffuse Ängste hervorbringen.
Das Projekt Europa hat in der Weltpolitik neue Bedeutung gewonnen sowohl von der wirtschaftlichen und vielleicht zukünftig militärische Macht her als auch als der Vorbildwirkung für andere Staaten, darunter China.
In diese Situation hinein stellt die Herbsttagung des Katholischen AkademikerInnenverbandes aus interdisziplinärer Perspektive die Frage nach der Eigenart des Projekts Europa, nach seinen Potentialen und notwendigen Weiterentwicklungen, sowie seiner Vision einer demokratisch getragenen versöhnten Verschiedenheit der europäischen Kulturen.