KAVÖ-Stellungnahme: Dialog statt Zensur

(Wien, 25.2.2016)

Causa Schelkshorn: Der Katholische Akademiker/innenverband Österreichs (KAVÖ) tritt für den Meinungsaustausch über die Rolle des Christentums in der gegenwärtigen politischen Diskussion über die Grenzen der einzelnen Bischofskonferenzen hinweg ein.

Der im KAVÖ seit vielen Jahren engagierte Philosoph und Universitätsprofessor Hans Schelkshorn veröffentlichte einen Artikel „Zur Ideologie der Neuen Rechten in Ungarn“, der auf Wunsch der Ungarischen Bischofskonferenz wieder aus dem Online-Magazin „EuropeInfos“ (www.europe-infos.eu) entfernt wurde. Ebenso entfernt wurde auf Wunsch der Polnischen Bischofskonferenz der Artikel „Was ist los in Polen“ von Henryk Woźniakowski. Der KAVÖ ersucht die österreichischen Bischöfe, sich für offenen Meinungsaustausch und gegen diese Form von Ausblendung einzusetzen.

„Das Christentum als Mythos zur Rechtfertigung von Politik zu benutzen und gleichzeitig Hilfsbedürftigen das Notwendigste zu verweigern, ist Heuchelei“, sagt Anna Nöst, Präsidentin des KAVÖ. Eine fundierte kritische Auseinandersetzung, wie im Fall der Artikel von Hans Schelkshorn und Henryk Woźniakowski, zu unterbinden, ist für Nöst Diskursverweigerung und Zensur. Schelkshorn wurde von der Redaktion von EuropeInfos, einem Magazin der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (COMECE) und des Jesuit European Office (JESC), angefragt, einen Artikel zum Verständnis von europäischen Grundwerten und zu Bedeutung für die Mitgliedsstaaten der EU zu verfassen. Unter dem Titel seines Beitrags steht: Auf ausdrücklichen Wunsch der Ungarischen Bischofskonferenz hat EuropeInfos den Artikel „Zur Ideologie der Neuen Rechten in Ungarn“ von Prof. Hans Schelkshorn von der Webseite zurückgezogen. Zum Text: www.eurcom.org/ideology-of-the-new-right-in-hungary/

Die Redaktion von „EuropeInfos“ erklärt auf der Startseite (Stand vom 24.2.2016), wie es zu dieser Reihe von Artikeln kam und macht u.a. klar, dass ihr Medium kein offizielles Organ von COMECE und JESC sei und die Autoren nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wiedergäben. Die Redaktion wolle eine sachliche Debatte fördern, keineswegs die Leserinnen und Leser verletzen. Dennoch nahm sie die zwei Artikel von der Homepage.

„Diese Angst vor dem Dialog besorgt mich“, so Nöst, „gerade in Zeiten der politischen Verunsicherung braucht es die kritische Reflexion als Schutz vor vorschnellen Scheinlösungen. Die Grundsätze und Werte, die für uns in Österreich selbstverständlich sind und zum Fundament der EU-Grundwerte gehören, werden durch solche Vorgänge bedroht. Gerade als Christen, die wir stolz in Anspruch nehmen, aufgeklärt in der Jetzt-Zeit angekommen zu sein, sollten wir vor Schritten zurück vor diese Zeit (der Aufklärung) warnen.“ Nöst bittet die Vertreter der österreichischen Bischofskonferenz auf der EU-Ebene: „Machen Sie sich für den Dialog, für eine Sprache der Argumente ohne Zensur stark!“ Die Kirche in Österreich hat in den letzten Jahrzehnten einige Erfahrungen mit Dialog, Zuhören, Argumentieren, Wertschätzen gemacht. Wir sind noch am Weg, aber die Richtung stimmt. „Erzählen Sie es auch Ihren polnischen und ungarischen Amtskollegen!“

Das Ausblenden von Argumenten führt nicht zu besseren Lösungen. Durch den Krieg in Syrien, durch Terror, durch die Flüchtlinge im Nahen Osten, in der Türkei, in Europa ist nicht nur die Politik, sondern sind auch die Kirchen und wir als Christen gefordert. Wache Beiträge zur Diskussion, wie von Schelkshorn und Woźniakowski, sind ein essentieller Beitrag in der Verhandlung von Standpunkten auf dem Weg zu Lösungsansätzen. Der KAVÖ mit seinen diözesanen Verbänden steht für Bildung, Dialog und Begegnung.

Rückfragen:

Dr. Petr Slouk, Generalsekretär

01 51552-5102; 0650 4401536, p.slouk@edw.or.at

Die Stellungnahme als PDF: Dialog statt Zensur