Missbrauch: Bedauern ist zu wenig. Einstellungen zu Autorität und Sexualität müssen sich ändern

Eine Stellungnahme des KAVÖ-Gesamtvorstandes am 20. März 2010 in Salzburg

Unsere Kirche darf sich in der gegenwärtigen Situation nicht damit begnügen, die Verfehlungen zu bedauern, zu verurteilen, und strengere Maßnahmen für die Zukunft anzuordnen, sondern sie sollte sich mutig den Ursachen stellen. Dazu zählen die rigorosen kirchlichen Einstellungen zum Priesteramt (nur für Unverheiratete, nur für Männer), zu Autorität und Gehorsam (eine strikte Hierarchie ohne Mitspracherechte der Betroffenen) und zur Sexualität (mit extremer Strenge bei Abweichungen: Ehescheidung, Homosexualität, voreheliche Beziehungen, Empfängnisverhütung).

Als Voraussetzung für ein Umdenken muss Schluss gemacht werden mit der Taktik des Vertuschens und Wegschauens (viele Priester leben längst mit einer Partnerin) und mit der völligen Unverhältnismäßigkeit kirchlicher Sanktionen gegen Laien in Ehefragen  und gegen Kleriker bei sexuellem Missbrauch.

Die Erforschung der Ursachen für diese Übelstände kann nur durch Einbeziehung von Fachleuten (aus Medizin, Tiefenpsychologie, Sozialpsychologie, Theologie etc.) glaubwürdig geschehen. Hier muss die Kirchenleitung zeigen, dass sie engagierten und kompetenten Christinnen und Christen zutraut, auf dem Weg aus der Katastrophe behilflich zu sein.