Katholische Akademiker:innen Österreichs tagten im Kardinal König Haus in Wien
Wien, 28.11.2022
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„Was ist es, womit sich Christ:innen in diesen Zeiten beschäftigen müssen? Wie können wir mit den multiplen Krisen dieser Zeit umgehen?“ fragte die Präsidentin des Katholischen Akademiker:innenverbands Österreich (KAVÖ) Magda Krön bei der Eröffnung der heurigen Herbsttagung am 25.11. 2022 im Karl Rahner Saal des Kardinal König Hauses. Die Antwort auf die Eingangsfrage war auch der Titel der Tagung „Mut und Zuversicht in Zeiten von Krisen: Wege zum realistischen Optimismus“. Katharina Renner, Vizepräsidentin der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) ergänzte bei ihren Begrüßungsworten die zuversichtliche Ausrichtung der Veranstaltung mit dem Zitat: „Never waste a good crises“, um auf die vielen Zeichen des Aufbruchs und Wandels hinzuweisen. Katholische Akademiker:innen sollten sich außerdem „lustvoll in den Diskurs der Gesellschaft einmischen“ betonte sie.
Einen musikalischen Beitrag zum Thema Mut und Zuversicht fügte das Musikerduo SARAHBERNHARDT mit ihren Liedern, die sie mit Harfe und Ukulele begleiteten, hinzu. „Songs schreiben ist mein Zufluchtsort, ein Weg, wie ich aus meinen Krisen herauskomme,“ sagt Bernhard Scheiblauer dazu. Und Mundart-Texte wie „Kleine Ziele sind ok, die tun beim Scheitern nicht so weh“ oder „Bledsinn reden ist sehr wichtig, aber ordentlich reden a. Drum schau i, dass i vü Schmähfia, aber a dein Notruf ned versam.“ vermitteln den humorvoll- unterhaltsamen Zugang, zu doch sehr tiefgehenden Themen.
Der Moderator des Abends, Christoph Riedl, Bereichsleiter für Kommunikation und Soziales der Caritas St. Pölten, führte humorvoll, verbindend, aber auch manches Mal fordernd durch den Abend und leitete so zum „zivilisiert streiten und mutig denken“ an.
Die erste Referentin des Nachmittags, Marie-Luisa Frick war Juristin und Philosophin, Assoz. Prof. am Institut für Philosophie an der Universität Innsbruck mit den Forschungsschwerpunkten Rechtsphilosophie und Politische Philosophie, Ethik, Philosophiegeschichte, Religionsphilosophie und Wissenschaftsphilosophie. Sie begann ihren Beitrag zum Thema Multiple Krisenzusammenhänge als Bewährungsprobe für die Demokratie damit, dass es auch einen Mut zur Verzweiflung gäbe, dass man manchmal auch den Mut verlieren dürfe und auch das ein Akt des Mutes sein könne. Frick führte in die Erwartungen an die Demokratie und in deren Aufgaben ein. Die Erwartungen an Demokratien seien nicht einmütig, sondern schon darin liegt Konfliktpotential, erklärte sie. Doch Demokratien müssten ihr angemessene Konfliktfähigkeit ermöglichen. Zu den wichtigsten Aufgaben von Demokratien gehörten die Bereitstellung von Daseinsgrundlagen und die Abdeckung von Grundbedürfnissen der Menschen. Von der Erwartungshaltung und der Erfüllung ihrer Aufgaben, hänge auch ihre Glaubwürdigkeit ab. In der Folge führte die Rechtsphilosophin aus, was in Demokratien realistischer Weise dazu getan werden könnte, was getan werden dürfe und vor allem auf welche Weise, um als Demokratie im zunehmenden Systemwettbewerb zu bestehen. Dazu braucht es vielfältige Balancen: Balance zwischen wissenschaftlichen Fakten und Demokratie, zwischen Selbstaufgabe und Allmachtsphantasie und vor allem zivile Toleranz und Dialog auf Augenhöhe, weil Demokratien immer inklusiv sein müssten.
Der zweite Vortrag zum Thema Hilflos in der Krise? Psychologische Strategien zur Bewältigung wurde von Brigitte Lueger-Schuster, Universitätsprofessorin am Institut für Klinische und Gesundheitspsychologie gehalten. Sie führte zuerst allgemein in das Thema Krisen ein, wobei sie traumatische, akute Krisen, Veränderungskrisen und Protrahierte (verlängerte, verzögerte) Krisen unterschied. Im Anschluss präsentierte sie Studien aus unterschiedlichen Phasen der COVID 19 Pandemie mitsamt deren Belastungsfaktoren für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Sie ging auf die Belastungsfaktoren und Coping-Methoden bei den unterschiedlichen Krisen der Gegenwart ein und ergänzte Ausführungen zur Resilienz. Die Traumaforscherin schloss mit einem Plädoyer an die Politik, dass es in der derzeitigen allgemeinen Belastungssituation hoch an der Zeit sei, Mental Health Campagnen zu den Themen Selfcare, Zusammenhalt und psychologischen Unterstützungsmöglichkeiten zu starten.
In der den Nachmittag abschließende Podiumsdiskussion tauschten neben den beiden Referent:innen zusätzlich Botschafter Emil Brix, Direktor der Diplomatische Akademie Wien in Wien, Katharina Renner, Leiterin der Ukraine Hilfe der Pfarrcaritas und Nächstenhilfe (in Vertretung für Klaus Schwertner) und Barbara Faller, Vorsitzende der Katholischen Hochschuljugend Österreich (KHJÖ) sich zum Teil durchaus kontrovers zu Mut und Zuversicht im Handlungsraum von Politik, Demokratie und Zivilgesellschaft aus.
Technisch begleitet wurde die Tagung auch heuer wieder von Schüler:innen des TGM – Die Schule der Technik in Wien. Sie ermöglichten die Liveübertragung der Tagung: Livestream
Sie werden eine Videodokumentation erstellen, die auf dem YouTube-Kanal Vielfalt hat Zukunft / Playlist „Mut und Zuversicht. Wege zur Bewältigung multipler Krisen (25.11.2022)“ veröffentlicht wird: Link
In der Reihe Vielfalt hat Zukunft widmet sich der KAVÖ seit Jahren brennenden Fragen der Gegenwart und Zukunft.
Kooperationspartner:innen: Katholische Aktion Österreich (KAÖ), Forum Katholischer Akademiker/innen Österreichs, TGM – Die Schule der Technik.
Gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung, vom Zukunftsfonds der Republik Österreich und Meeting Destination Vienna.
Medienpartnerinnen: Die Furche, Quart
Umweltfreundliche Veranstaltung ÖkoEventPLUS.
Fotos: Fotogalerie: Mut und Zuversicht. Wege zur Bewältigung multipler Krisen
Terminaviso: Die nächste KAVÖ-Herbsttagung / Vielfalt hat Zukunft findet am 24.11.2023 statt.