Universitäten und Studierende werden in der Pandemie vergessen! Der Schaden ist bereits enorm! Und: Die sozial Schwächeren sind doppelt benachteiligt.
Wien, 25.11.2021
Knapper und teurer Wohnraum, dazu der Wegfall aller typischen Student*innen-Jobs durch die Lockdowns sind die Ursachen, dass viele Studierende heimkehren mussten. Sie studieren nun vom „Kinderzimmer“ aus, wo es häufig an digitaler Ausstattung und raschem Internet fehlt.
Die Online-Lehre bringt zu viel Konzentration auf die reine Wissensvermittlung, also das Reproduzieren von Fakten. ABER: Studentisches Leben braucht vor allem Begegnung und Diskurs. Jene, die im Herbst 2020 ihr Studium begannen, erlebten dies bisher fünf Monate lang! Geht hier eine ganze Studierenden-Generation dem akademischen Leben verloren? Auf der Strecke bleibt die kritische Reflexion, DIE akademische Kompetenz. Die Verknüpfung des Wissens mit anderen Fachgebieten ist nicht mehr gefragt. Auslandsaufenthalte wurden abgesagt. Auch die Konfrontation mit Andersdenkenden, anderen Fachgebieten und Milieus bricht weg. Die soziale Neuorientierung und Durchmischung, die ein Studium mit sich bringen kann und soll, ist unmöglich geworden. Es kommt zu einer geistigen Engführung.
Unter der Situation leiden nicht nur die Studierenden. Auch den Professor*innen und Lehrenden fehlt dieser wichtige persönliche Austausch, mit Studierenden sowie untereinander. Viele haben Probleme, unter den neuen Bedingungen eines leeren Campus zu lehren.
Vordringlich ist die Entwicklung neuer (online) Lehrformate. Die Zeit, als Professor*innen den Studierenden vorgelesen haben, sind vorbei, abrufbares Wissen kann sich jeder und jede aus verschiedensten Quellen holen. Dringend erforderlich ist eine grundlegende Modernisierung der Lehre, mit Fokussierung auf Verstehen und Vernetzen. Das Bildungsministerium setzte und setzt zwar alles daran, die Schulen offen zu halten – der Zustand der Universitäten und das Befinden der Studierenden, die seit zwei Jahren kaum die Universität von innen gesehen haben, ist aber offenbar nicht einmal ein Thema.
Die Politik ist aktuell in den Machterhalt-Modus abgedriftet. Auch von Seiten der Kirche kommt derzeit viel zu wenig. Dabei ist die Aufgabe der gewählten Politiker*innen als auch der Kirche nicht die Erhaltung ihrer Machtposition, sondern der Dienst an den Menschen. Besonders aber gilt es für die Kirche, sich in den Dienst an den Benachteiligten und Armen zu stellen, am Gemeinwohl und am Dialog in der Gesellschaft.
Wir erwarten daher
- Mehr Unterstützung der Universitäten und Studierenden.
- Den Fokus auf die sozial Schwachen an den Universitäten auszurichten, um damit Gerechtigkeit und Chancengleichheit in der Ausbildung herzustellen.
- Erhöhung von Stipendien, um die Grundversorgung für Studierende in der derzeitigen Situation zu gewährleisten
- Unterstützung bei der Anschaffung einer leistungsstarken digitalen Ausstattung
- Ausbau der psychologischen Unterstützungsangebote für Studierende
- Erweiterung und Implementierung eines flächendeckenden Mentor*innen-Programms an allen Universitäten des Landes
- Entwicklung neuer (online) Lehrformate
- Modernisierung der Lehre mit dem Fokus auf Verstehen und Vernetzen
- Eine verantwortungsvolle Hybridlehre unter Einbeziehung und Berücksichtigung der Interessen von Lehrenden und Studierenden
Magda Krön – Präsidentin des Katholischen Akademiker*innenverbandes Österreichs (KAVÖ)
Barbara Faller – Vorsitzende der Katholischen Hochschuljugend Österreichs (KHJÖ)
Aussendung als PDF hier
Rückfragen: Dr. Petr Slouk, Generalsekretär, 01 51552-5102 oder 0676 5135647
p.slouk@edw.or.at